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Channel: Branche – Film & TV Kamera
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Christie holt Brian Claypool zurück

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Mit Brian Claypool stößt ein alter Bekannter zu Christie. Er wird ab sofort die Position des Vice President (VP) für Product Management Global Cinema einnehmen. Seiner neuen Rolle wird er von Cypress, USA aus nachgehen.

Claypool blickt auf über 25 Jahre Erfahrung in Product- und Solutions-Management zurück und war bereits in der Vergangenheit für Christie Tätig. Am Standort in Cypress wird er eng mit Jennifer Smith, Executive Vice President (EVP) für Global Market Solutions und Engineering, zusammenarbeiten.

„Brian blickt auf einen extensiven Werdegang in der Kinobranche zurück, von den Anfängen als Filmvorführer in den 80ern zu einer fortlaufenden Karriere in der THX-Abteilung von Lucasfilm, Avica Technology, Christie und Barco, und kennt sowohl die technischen als auch die geschäftlichen Aspekte der Kinobranche,“ sagte Jennifer Smith, EVP, Global Market Solutions und Engineering, Christie. „Aktuell sind die wichtigsten Aufgaben für Kinobetreiber, die Stammkundschaft zu halten und neues Publikum anzuziehen, und Brian wird sicherstellen, dass Christies marktführende Kinolösungen auch weiterhin die erste Wahl für die Umsetzung dieser Ziele sein werden“, fügte Smith hinzu.

Claypool kehrt zu Christie nach Südkalifornien zurück, nachdem er sieben Jahre lang im Ausland an der Entwicklung innovativer Audiolösungen fürs Kino gearbeitet hat. „In der Kinobranche gibt es viele Unternehmen, die mit viel Leidenschaft Neuerungen vorantreiben. Die Zusammenarbeit mit so vielen hervorragenden Kollegen war ein Privileg. Es ist eine große Ehre für mich, wieder ein Teil des Christie-Teams zu werden, das seit den Pionierzeiten des Kinos zu den ganz Großen gehört. Ich freue mich darauf, Christie bei der Entwicklung von Technologien und Lösungen zu helfen, mit denen Betreiber eine neue Beziehung zu ihrem Publikum aufbauen können, um für die nächsten Jahrzehnte Werte und Wachstum zu schaffen.“


Günter Rohrbach Filmpreis 2017

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Am 3. November 2017 wird zum siebten Mal der Günter Rohrbach Filmpreis verliehen. Wer ein Filmprojekt zum Thema “Arbeitswelt und Gesellschaft” in Planung, in Arbeit oder bereits fertiggestellt hat, kann sich mit dem fertigen Projekt bis zum 21. Juli bewerben.

Der Preis wurde zu Ehren des Kino- und Fernsehproduzenten Günter Rohrbach ins Leben gerufen und unterstützt deutschsprachige Filme im Rahmen der überregionalen Kulturförderung. Die Kreisstadt Neunkirchen vergibt insgesamt fünf Preise, die mit insgesamt 26.000 Euro dotiert sind. Feste Mitglieder der fünfköpfigen Jury, die die Einreichungen sichten, sind Neunkirchens Oberbürgermeister Jürgen Fried, Uli Aselmann von die film gmbh, Andrea Etspüler vom Saarländischen Rundfunk und Thomas Reinhardt von der Saarbrücker Zeitung. Die weiteren Jurymitglieder, insbesondere wer die Nachfolge von Burghart Klaußner als Juryvorsitzender des Jahres 2016 übernimmt, ist noch nicht geklärt. 

Die Verleihung des Günter Rohrbach Filmpreises findet am 3. November in der Gebläsehalle in Neunkirchen statt. Zusätzlich zum Hauptpreis mit einer Preissumme von 10.000 Euro werden vier weitere Preise vergeben: Der Darstellerpreis in Höhe von 5.000 Euro und drei Sonderpreise in Höhe von 2.500 Euro, 3.500 Euro und 5.000 Euro. Das eingereichte Filmprojekt muss mindestens eine Länge von 80 Minuten haben.

Alle Informationen sowie die Ausschreibungsmodalitäten finden sich unter www.guenter-rohrbach-filmpreis.de. 

Termin: Kameradialog Live 02

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Kommenden Dienstag, den 23. Mai 2017, findet unser zweiter Kameradialog Live statt. Wie schon letztes Mal beim Gastgeber Creative Office e.V. in Berlin, und unterstützt von Xinegear GmbH – Tools for professional Filmmakers.

Auch diesmal treffen wir uns wieder im gemütlichen Café Herman Schulz, wo wir in Wohnzimmeratmosphäre den beiden Kameramännern folgen werden, bis das Q&A eröffnet wird. Für diese Ausgabe des Kameradialogs konnten wir DoP Sebastian Edschmid und Kamerastudent Georg Meyer von der Filmuni Babelsberg gewinnen. Das Rahmenthema lautet diesmal “Erarbeitung von Bildgestaltung: Wie kommt unser Film zu seinem Look?”

Das Café Herman Schulz liegt in der Finowstraße 33 in 10247 Berlin Friedrichshain. Der Kameradialog beginnt um 20 Uhr, erfahrungsgemäß c.t., der Eintritt ist frei. Anmeldung über Facebook erbeten.

SPD will sich für mehr Filmförderung einsetzten

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Die SPD positioniert sich für die Bundestagswahl. Der Entwurf eines Programms wurde nun veröffentlicht. Dieses sieht auch viele Neuerungen und Vorhaben im Bereich der Kulturförderung vor. Ein wichtiger Punkt ist die Weiterentwicklung des Deutschen Filmförderfonds.

Wörtlich heißt es in dem Entwurf: “Im Bereich der wirtschaftlichen Filmförderung wollen wir den Filmförderfonds (DFFF) weiterentwickeln.” In diesem Jahr wurde bereits bekanntgegeben, dass die Fördermittel aufgestockt und in den nächsten Jahren weiter erhöht werden sollen (wir berichteten). Wichtig hierbei war die Einteilung in zwei Förderfonds, die in besonderem Maße internationale Großproduktionen fördern sollen. An diesem Plan scheint die SPD festhalten zu wollen.

Im neuen Programm wird der German Motion Picture Found (GMPF), der vom Bundeswirtschaftsministerium unter der Führung von Sigmar Gabriel ins Leben gerufen wurde, nicht erwähnt. Der GMPF ist für die Förderung von Serienprojekten vorgesehen. Diese Förderung wird beim DFFF durch die Richtlinien ausdrücklich ausgeschlossen, obwohl es einige Stimmen gab, die sich für eine solche Öffnung ausgesprochen hatten.

Neben dem Ausbau der Fördermittel ist auch die Gleichberechtigung der Geschlechter im Programm der SPD ein wichtiger Punkt. In dem Entwurf heißt es wörtlich “Wir wollen die Geschlechtergerechtigkeit in Kunst und Kultur weiter ausbauen.” Des weiteren fordern sie auch, dass die Besetzung von Beispielsweise Jurys oder Gremien quotiert erfolgen soll, um so “das künstlerische Schaffen von Frauen angemessen” einzubeziehen. Außerdem sollen die Künstlerinnen und Künstler besser abgesichert werden und deren Rechte gestärkt werden.

Den kompletten Entwurf des SPD-Wahlprogramms finden Sie hier.

Deutscher Kamerapreis: Ehrenpreis für Jo Heim

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Das Komitee des Deutschen Kamerapreis zeichnet Kameramann Jo Heim (“Die Hebamme – Auf Leben und Tod” und “Unfriend”) mit dem Ehrenpreis aus. Mit dieser Auszeichnung würdigt das Kuratorium die Arbeit von Kameraleuten, die “kontinuierlich außerordentliche und richtungsweisende Leistungen vollbringen”.

Jo Heim drehte unter anderem „Männerherzen“, „Vollidiot“ und „7 Zwerge – Männer allein im Wald“°

Jo Heim hat in seiner Karriere in den verschiedensten Genres gewirkt. Von Komödie bis Horror-Thriller, von TV-Unterhaltung bis hin zu Dokumentationen. Für den Fernsehfilm “Die Hebamme – Auf Leben und Tod” wurde er 2010 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Für den Horror-Film “Unfriend” (2016) und den Dokumentarfilm “Ein letzter Tango” (2015) wurde er außerdem mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. Heim unterrichtet an diversen Filmhochschulen und unterstützt so den Nachwuchs.

Begründung der Jury:

“Jo Heim gibt den Geschichten seiner Filme Raum für die Fantasie ihrer Betrachter. Mit großem Elan widmet er sich allen Facetten seines Berufs. Technologische Innovationen müssen ihn erst überzeugen, bevor er sie dann aber konsequent für sich nutzt”, lautet es in der Begründung des Kuratoriums des Deutschen Kamerapreises. So schätze er die neuen Möglichkeiten der digitalen Bildaufnahme, z.B. mit natürlichem Licht bei Nachtaufnahmen zu arbeiten, vermeide aber die zum Teil “unverzeihliche” Schärfe vor allem bei Close-Ups von Personen. Der uneitle und bescheidene Künstler stelle seine Bilder nie über die Geschichte, betont das Kuratorium des Deutschen Kamerapreises.

Der Deutsche Kamerapreis wird am 24. Juni in Köln verliehen.

BVFK Mitgliederversammlung 2017 in Köln

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Am Mittwoch den 24. Mai 2017 findet die Mitgliederversammlung 2017 vom Bundesverband der Fernsehkameraleute (BVFK) statt. In diesem Jahr ist als Veranstaltungsort Köln ausgewählt worden.

Ab 11:30 Uhr ist die Anreise zum Bürgerzentrum Alte Feuerwache e.V. in der Melchiorstraße 3 in 50670 Köln möglich. Um 13:00 Uhr beginnt die Versammlung, das Ende ist für circa 19:00 Uhr geplant.

Die Tagesordnung sieht folgende Punkte vor:

  1. Begrüßung
    Festlegung des Versammlungsleiters/Protokollführers
    Feststellung der Vollständigkeit/Beschlussfähigkeit
  2. Bericht des Vorstandes
  3. Kassenbericht / Entlastung
  4. Wahlen des Vorstands
  5. (Satzungs-) Anträge
  6. Mitgliedschaft bei den Filmschaffenden
  7. Urheberrecht
  8. Honorarstandards
  9. Berufsbild
  10. Sonstiges

Weitere Informationen finden Sie hier.

BFS und Adobe Laden zur Seminarreihe ein

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Der Berufsverband Filmschnitt e.V. veranstaltet gemeinsam mit Adobe eine Seminarreihe zur Adobe Creative Cloud für Editorinnen und Editoren. Der nächste Termin ist am Sonntag den 28. Mai in München. Weitere Termine werden in Abstimmung mit Interessierten festgelegt. 

Das Seminar soll kein Ersatz für eine vollwertige Schulung sein, wird aber einen guten Überblick über die Möglichkeiten mit der Creative Cloud vermitteln. Referent ist Sven Brencher. Er ist Premiere Pro Master Trainer und setzt Adobes Schnittprogramm bereits seit 1997 ein. 2013 gründete Brencher die Premiere Pro Usergroup mit derzeit über 2.600 Mitgliedern. Folgende Punkte werden bei dem Termin in München im Mittelpunkt stehen:

  • „Wie tickt eigentlich Premiere Pro?“ – Premiere Pro für Umsteiger: ein Überblick über die Materialverwaltung, Projekt- und Programmeinstellungen, Bild- und Tonschnitt sowie den Export. Natürlich mit zahlreichen Tipps für erfahrene Premiere Pro Anwender.
  • Das Zusammenspiel von Premiere Pro mit After Effects und Audition. Verschaffen Sie sich einen Überblick was noch so geht.
  • Q&A und reger Erfahrungsaustausch. Feedback zum , was ihr schon immer mal über Premiere Pro wissen wolltet.

Der nächste Termin findet am 28. Mai im Adobe Office München, in der Georg-Brauchle-Ring 58, 80992 München statt. Beginn ist um 11:00 Uhr und das Ende ist für 16:00 Uhr angesetzt. Das Seminar ist kostenfrei, allerdings ist eine verbindliche Anmeldung nötig.

München ist bereits der zweite Termin der Seminarreihe nach dem in Berlin Anfang Mai. Fest geplant sind Weitere Termine in Köln und Hamburg. Bisher sind für die nächsten Termine noch keine Festen Daten festgelegt. Außerdem können Interessierte auch Vorschläge für Termine in weiteren Städten machen.

Alle weiteren Infos und die Anmeldung finden Sie hier. 

Kameradialog mit Jakob Wiessner trifft Jo Heim (1/2)

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Im Kameradialog für unsere Ausgabe 6/2016 Sprachen wir mit den beiden DoP Jakob Weissner und Jo Heim. Letzterer wird nun mit dem Ehrenpreis des Deutschen Kamerapreises ausgezeichnet. Für uns Anlass genug, Ihnen hier die Möglichkeit zu geben, etwas mehr über den Preisträger zu erfahren.

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DoP Jakob Wiessner studierte bis 2014 Kamera an der HFF München. Sein „Sibylle“ lief schon im folgenden Jahr auf der Berlinale. Er trifft auf DoP Jo Heim (BVK), der 2015 mit dem Bayerischen Filmpreis für „Unfriend“ und „Ein letzter Tango“ ausgezeichnet wurde.

Film&TV Kameramann: So ein Gespräch eröffnet sich ja meist automatisch mit der Feststellung, dass der eine von Euch analog aufgewachsen ist, und der andere nicht …

Jakob Wiessner: Bei mir war das gerade nicht so. Ich war ja noch in Giesing in der HFF, wir haben in der Kameraklasse noch Film gelernt, auf 16 Millimeter und auf 35 Millimeter. Bei uns gab es diese eine MiniDV-Panasonic- Kamera, eine DVX100, die gerade so 24 oder 25 Vollbilder machen konnte. Die war einigermaßen interessant für uns, um Übungen zu drehen. Aber dann kam schon der Umbruch. Ab dem zweiten oder dritten Film, glaube ich, gab es die Sony EX-1 oder die EX-3, damit ging es los, dass wir digital produziert hatten. Der Umbruch erfolgte genau während meiner Zeit an der HFF. Während der ersten zwei Jahre meines Studiums war es noch keine Alternative, auf Video zu drehen. Das war alles eher beschränkt leinwandtauglich. Wenn man einen bewegten „nah-dran“ Stil hatte, dann sah das immer ganz gut aus auf der Leinwand. Aber wenn man auf Mini-DV eine Totale hinstellen wollte, das war einfach nix.

Als es dann die ersten HD-Kameras gab, haben wir gleich begonnen, uns stark damit auseinanderzusetzen, Vergleiche zu machen, haben geschaut, wie man einen Look hinkriegen kann, der einem gefällt. Auch kamen erste Tools für Grading und so weiter, das waren die Anfänge. Aber zunächst sind wir wirklich ins Kopierwerk gegangen, haben zugeschaut, wie sie die Muster machen. Da konnten wir dann sehen, was wir wirklich gemacht hatten, also, ob wir richtig getestet, gemessen und belichtet hatten. Die Szene durchmessen und so weiter, das wird ja natürlich immer noch gelehrt. Wenn man das Lichtsetzen und das Belichten auf Film noch gelernt hat, auch Kontraste einzuschätzen und so weiter, wie sich das alles aus der analogen Technik entwickelt hat, dann kann man das meiste davon aufs digitale Arbeiten übertragen.

Nach Gefühl filtern zum Beispiel, oder nach dem Auge leuchten, und einschätzen, wie es dann kommen wird, unabhängig davon, was der Screen anzeigt – gerade in den digitalen Anfängen, da gab es ja noch nicht so die „Wahrheit“. Da hast du schon mal einen ganzen Film unterbelichtet, weil du dich zu sehr auf deinen Screen verlassen hast, der zum Beispiel zu hell war. Man denkt, es sei keine Atmosphäre da, dreht alle Lampen runter, und hinterher rauscht alles ganz fürchterlich, und man denkt „Auweia, hätte ich das nicht ein bisschen gesünder belichten sollen?“ Aber so wie man sich beim Film gedacht hat, lieber ein etwas dichteres Negativ herstellen als ein zu dünnes, dann ist man auch mit den digitalen Sachen nicht schlecht gefahren. Man braucht einfach eine Referenz. Man muss wissen, wo man steht, muss wissen, wie das Material sich in den Schatten verhält zum Beispiel, und wie man später die Range, die man aufnimmt, spreizen kann, bei digital eben anders als bei analog.

Jo Heim: Da kannst Du auch meinen Namen davorschreiben!

Bei der heute geradezu unüberschaubaren Vielzahl von Möglichkeiten, entwickelt man da eine Vorliebe für eine bestimmte Kamera in Kombination mit einer bestimmten Optik?

Jo Heim: Ich bin zu einer Zeit aufgewachsen, als man Videoausspiegelungen nicht so oft dabei hatte, das heißt, ich musste lernen, mich auf meine Augen und Messgeräte zu verlassen. Erst zwei Tage später, wenn die Muster kamen, sah man, ob man richtig gelegen hat. Ich habe daher – zum Glück – nie „gelernt“, nach Monitor einzuleuchten. Mit der Zeit hatte man die Erfahrung, wie man leuchten muss, ohne Monitor. Als es dann anfing, dass große Monitore am Set Usus wurden, und jeder das finale Bild sehen konnte, entstand eine ganze neue Situation: Plötzlich hatte jeder eine Idee oder kam und wies darauf hin, dass es doch hier zu hell oder dort zu dunkel sei. Nervig! Deswegen benutzte ich dann bewusst eher kleine Monitore am Set. Am liebsten war mir, wenn der Regisseur einen Watch- Man hatte. Der ist portabel, damit kann er sich überall hinstellen und aus Richtung der Kamera schauen, statt 20 Meter weit weg, ausgeklinkt im Video Village. Bei Werbung ist es ja anders. Da sitzen zehn Leute vor Monitoren, der Kunde, die Agentur, und schauen zu. Die Regieassistenz kommuniziert dann zwischen ihnen und uns am Set.

Du drehst jetzt aber auch digital?

Jo Heim: Ich war jemand, der sich erst sehr, sehr spät mit digital anfreunden konnte, denn es hat mich einfach nie überzeugt. Das war mein Hauptargument. Ich empfand digital eher als Einschränkung, anfänglich zum Beispiel mit dem zu geringen Kontrastumfang. Es war immer viel mehr Arbeit als bei analog, das alles zu einer ausgeglichenen Belichtung zu bringen. Deshalb habe ich mich immer sehr für Film stark gemacht, und sehr lang noch analog gearbeitet, als digital schon längst sehr verbreitet war. Das letzte, was ich noch auf 35 Millimeter gedreht habe, war eine Werbung. Aber jetzt, mit dem Durchbruch von RED und Alexa, ist es – zumindest meiner Meinung nach – ein Tool, das mit Zelluloid vergleichbar ist, zumindest in dem, was es kann.

Erst zu diesem Zeitpunkt bin ich dann auch auf digital umgeswitcht, war also nie ein Vorreiter. Da gab es andere Kollegen, die schon mit der ersten kleinen Videokamera losgelegt und auch schöne Sachen gemacht haben, aber das war nicht wirklich mein Interesse. Zelluloid, damit bin ich groß geworden, das hatte ich gelernt, das konnte ich, da war ich total sicher. Seit ich nun digital drehe, sehe ich darin inzwischen jedoch auch einige Vorteile. Drehen auf 800 ASA zum Beispiel sehe ich als ganz großen Gewinn. Auch für die große Leinwand ist 1.600 ASA bisweilen noch tolerabel. Toll, weil man viel mehr mit available light drehen kann, also viel naturalistischer. Man muss weniger künstlich nachleuchten, es ist schon alles „da“. Nächtliche Autofahrten oder Nacht-Außen-Drehs, da kann man in München jetzt auch in dunklere Ecken gehen und erzielt tolle Ergebnisse, was bei Zelluloid mit maximal 500 ASA nicht funktioniert hätte.

Jakob Wiessner: Man genießt ihn schon, den Freiraum, den man da hat. Ich weiß noch, die Nacht-Außen-Aufnahmen auf Film, das war erst mal schwarz meistens. Da musste was hin. Wenn man nichts gemacht hat, ist nichts passiert. Man kann bei den digitalen Kameras zur Not noch tricksen und den Shutter weiter aufmachen, dann hat man bis zu drei Blenden mehr. Das macht viel aus. Man geht davon aus, dass schon Licht da ist, und man bringt es dorthin, wo man es braucht. Ein Grundlevel ist fast immer schon da. Wenn man Tag-Innen dreht, und die Fenster nicht zu klein sind, da ist viel möglich. Wir haben jetzt eben zum Beispiel einen Kinofilm gedreht mit nur einem Beleuchter. Das geht alles.

Jo Heim: Noch mal zum Gewinn durch die höhere Empfindlichkeit: Früher, wenn man zum Beispiel nachts im Wald eine Riesentotale machen wollte, da blieb einem gar nichts anderes übrig, als mit großen Einheiten direkt zu leuchten. Man nahm eine Riesen-Monster-Einheit ganz weit weg, um so den Eindruck eines Mondlichts zu erzielen, aber das war knifflig. Oft brauchte man zwei, drei Steiger mit großen Einheiten, aber das sah immer etwas künstlich aus. Das will man ja nicht eigentlich, außer man macht Fantasy. Mit der größeren Empfindlichkeit bei digital konnte man die Lampe jetzt erstmals umdrehen und indirekt leuchten! Ich habe dadurch viel eher das erzielt, was ich eigentlich schon immer haben wollte: Diffuses, sehr weiches „No-Light“. Das sah viel natürlicher und weniger künstlich aus.

Am Sonntag gibt es bei uns den zweiten Teil des Interviews für Sie zu Lesen.


Kameradialog mit Jakob Wiessner trifft Jo Heim (2/2)

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Hier der zweite Teil des Kameradialogs für unsere Ausgabe 6/2016. Hier sprachen wir mit den beiden DoP Jo Heim und Jakob Weissner. Heim wird am 24. Juni in Köln den Ehrenpreis des Deutschen Kamerapreises entgegen nehmen.

 

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Jakob Wiessner drehte zum Zeitpunkt des Interviews gerade „Onkel Wanja“°

Warst Du dann eher ein Early Adopter, verglichen mit Jo?

Jakob Wiessner: Im üblichen Rahmen. Klar, als es die RED gab, haben wir damit gedreht. Als es davor die Canon 5D Mark II gab, haben wir auch damit gedreht. Als die Alexa rauskam, haben wir natürlich auch damit gedreht. Sobald die Sachen verfügbar waren, haben wir sie benutzt. Nicht nur in der Hochschule, auch drumherum. Man kam da dran, auch bevor die Hochschule eigene hatte. Die hatten die Kameras früh da, für Tests und Seminare, und zum Drehen ging das dann auch relativ bald. Die RED gab’s damals nicht, das waren dann tatsächlich externe Projekte, bei denen ich erstmals mit einer gedreht habe. Die hatte aber einige Probleme, zum Beispiel wurde die ziemlich heiß, und wir haben sie dann mit Ice Packs gekühlt, oder sie ist abgestürzt, oder so ein kleiner Joystick hat geklemmt und dann hat sie nicht mehr funktioniert, und dann kam keine zweite und so weiter.

Jo Heim: Das waren so die Kinderkrankheiten in diesen digitalen Anfängen! Ich hab die D20 mal getestet, und besuchte Workshops. Das hat mich alles nicht überzeugt. Wozu auf digital umsteigen, wo es doch Zelluloid gab, und alles bestens funktionierte? Anfangs überwiegten einfach die Probleme: Dann ist die RED ausgegangen und musste rebooten, dann hat das wieder gedauert, dann ist der Regisseur verrückt geworden, dann war noch ein wahnsinnig lauter Lüfter drin, und da fragt man sich halt schon: Wieso? Wieso soll ich mit dem Zeugs drehen, wenn ich schon ein perfekt funktionierendes System habe? Was soll ich mich da drauf einlassen? Erst als die Alexa kam, war es „geschafft“. Sämtliche Kinderkrankheiten waren ausgestanden, seither drehe ich mit Alexa. Aktuell mit der XT. Und finde es prächtig!

Es gibt auch heute noch Kollegen die noch, oder wieder analog drehen. Scorsese ist ein großer Fan davon, Tarantino und einige andere. Es gibt immer noch Zelluloid. Das Bittere ist, dass der Markt gekippt, und alles Analoge fast komplett ausgestorben und weg ist. Das ist schade. Ich hätte mir sehr gewünscht, hätte aber auch selbst mehr dazu beitragen müssen, fighten müssen, dass der nächste Kinofilm analog gedreht wird. Inzwischen hat man fast nicht mehr die Wahl. Zwar kriegt man die Kameras inzwischen nachgeschmissen, aber man muss fürs Kopierwerk inzwischen schon nach Belgien. In Deutschland gibt’s noch Berlin, Andec, glaube ich. Es gibt kein klassisches Kopierwerk, das darauf ausgerichtet ist, wie es mal war. Es ist einfach ein Systemwechsel, der sich hier vollzogen hat.

Merkt der durchschnittliche Kinogänger diesen Wandel überhaupt?

Jo Heim: Ich denke, den direkten Unterschied kann der durchschnittliche Kinozuschauer nicht eindeutig erkennen, aber die Empfindung ist eine ganz andere bei analogen Filmen als bei digitalen. Film ist viel verzeihlicher. Digital ist gnadenlos. Bei einem Close-Up einer Person sieht man jede Pore. Film war einfach dadurch, dass das Material komplett anders aufgebaut war, es mehr „verschmiert“ hat, ohne dabei unscharf zu werden, eigentlich viel angenehmer. Ich kämpfe heute immer noch dagegen, dass digital so „hart“ ist. Ich wähle ganz bewusst aus, mit welchen Filtern und Optiken ich diesem harten Digitalcharakter entgegenwirken kann. Bei einem Science-Fiction-Film zum Beispiel, der ganz clean sein muss, oder einer cleanen Werbung – wunderbar. Aber wenn ich jetzt was ganz Romantisches machen soll, dann würde ich da ad hoc die besseren Ergebnisse analog gedreht bekommen. Man muss heute ja ganz viel in der Post machen, um dem entgegenzuwirken …

Vaseline auf die Linse … (allgemeines Gelächter)

Jo Heim: Naja, die Zeiten sind vorbei, man kann inzwischen viel nuancierter arbeiten. Ich weiß noch, wie ich gestartet bin, da habe ich viel mit Farbfiltern gearbeitet, mit Straw oder Sepia zum Beispiel, um einen gewissen Look zu erzielen. Man hat die Filter aber nur in bestimmten Stärken bekommen, also ein Viertel oder ein Halb zum Beispiel. Das heißt, es war hü oder hott, ein Viertel oder ein Halb. Heute kann man das digital hinterher super feintuningmäßig hinkriegen, ohne dass es mehr Kosten verursacht. Das hat sich zum Positiven verändert.

Was sagt Ihr zu dem aktuellen Auflösungsrennen, 4K, 8K und so weiter?

Jo Heim: Horror! Ich habe 4K in 4K-Projektion gesehen, im Vergleich zu 2K. Gar keine Frage: Eine wunderbare feine Holzmusterung oder so ist in 4K einfach viel nuancierter zu sehen. Ich möchte aber keinen Close-Up in 4K sehen! Wenn ein Gesicht plötzlich sieben Meter groß ist auf der Leinwand, und das in 4K, das ist dann nicht mehr schön! Es gab vor fünfzehn Jahren eine Zeit bei den digitalen Fotoapparaten, da kam alle Nase lang eine neue Kamera auf den Markt mit immer noch mehr Pixeln. Heute redet bei Fotoapparaten kein Mensch mehr von der Pixelzahl, das Ding ist durch. Ich kann schon verstehen, wenn man einen VFX-lastigen Film hat, dass man den in 4K dreht, weil sie sich in der Post dann leichter tun. Die Auflösung ist höher, die Kanten sind schärfer, die kann man viel besser „greifen“ in der Post, das ist schon ein Vorteil.

Ich mache zum Beispiel gerade einen Kinofilm, wo im Vorfeld jeder unbedingt 4K wollte, von wegen Vermarktung und Streaming, doch ich habe mich dafür stark gemacht, dass wir das nicht machen. Ich konnte den Produzenten überzeugen, dass wir auf 2K drehen. Vor zwei Jahren hab ich mal Tests gesehen, ich glaube, es war ein Workshop bei Schmiedle, da haben wir mit Splitscreen-Screening 2K und 4K gegenübergestellt, ich meine sogar, dass das damals zwei unterschiedliche Projektoren mit der jeweils nativen Auflösung waren, und: Da gibt’s gar nichts zu rütteln. 4K ist einfach schärfer, feiner, man sieht die Strukturen besser, aber die Frage ist: Will ich das sehen? Und ich sage nein. Ich möchte jemandem ins Gesicht gucken, und nicht jedes Detail erkennen müssen. Wenn ich Architektur oder Stoffmuster zeige, dann ist 4K perfekt. Aber der klassische narrative Erzählfilm braucht meines Erachtens nicht 4K.

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Jo Heim drehte unter anderem „Männerherzen“, „Vollidiot“ und „7 Zwerge – Männer allein im Wald“°

Jakob Wiessner: Ich würde da anknüpfen. Wir suchen ja nach einem organischen Bild, nach etwas, das sich richtig anfühlt. Was eine gewisse Weichheit hat, aber auch einen gewissen Kontrast – nur, wenn die Kamera die Schärfe oder den Kontrast über- oder eben auch untertreibt, dann habe ich eher das Gefühl, dass ich etwas Unnatürliches, Technisches sehe. Ich will einen Film ja nicht technisch ansehen, ich analysiere nicht die Oberflächen, ich habe ein Gefühl für den Abstand und den Raum drumherum, für die Spannung zwischen Hell und Dunkel, zwischen Schärfe und Unschärfe, zwischen den Farbtönen und Formen. Und wenn ich eine Geschichte erzähle, dann nutze ich diese Faktoren. Dann habe ich einen Schauspieler und einen Raum, und eine Geschichte im Kopf, und das benutze ich, daraus möchte ich etwas machen, und da möchte ich keine Technik haben, die mir das verfälscht – die meine Wahrnehmung, die das, was mich daran interessiert, auf eine Art übertreibt, wie ich es überhaupt nicht haben möchte.


Homepage von Jo Heim:

www.joheim.de

Homepage von Jakob Wiessner:

www.jakobwiessner.com

Filmfestival Cannes: Die Preisträger

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Am gestrigen Sonntag ist das 70. Filmfestival im Französischen Cannes zu Ende gegangen. Zum Abschluss wurden bei der Abschlussfeier wie immer die diesjährigen Preisträger ausgezeichnet. Die Goldene Palme geht in diesem Jahr nach Schweden, die beste Schauspielerin kommt aus Deutschland. 

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Die Jury für die wichtigste Auszeichnung – Die Goldene Palme, stand zum ersten mal unter der Leitung von Pedro Almodóvar. Aus den 19 möglichen Filmen wählte die Jury für viele überraschend die Schwedische Satire-Produktion “The Square” von Regisseur Robin Östlund aus. Damit geht eine der wichtigsten Auszeichnungen im Filmgeschäft zum ersten Mal überhaupt nach Schweden.

Der zweitwichtigste Preis in Cannes – Der Grand Prix, ging überraschend an “120 Battements par Minute (BPM – Beats per Minute)” von Robin Campillo. Die beste Regieleistung in Cannes lieferte nach Ansicht der Jury Sofia Coppola mit “The Beguiled”. Die Australische Schauspielerin Nicole Kidman wurde mit dem Ehrenpreis zum 70. Jubiläum der Filmfestspiele ausgezeichnet.

Auch Deutschland ist in Cannes nicht leer ausgegangen. Der Preis für die beste Darbietung einer Schauspielerin ging an Diane Kruger für Ihre Rolle im Deutschen NSU-Drama “Aus dem Nichts” vom Hamburger Regisseur Fatih Akin. Kruger spielt hier die Frau eines kurdischen Mannes, dessen Mann und Sohn von Anhängern des rechtsextremen NSU-Terrornetzwerkes ermordet werden. Der Preis für den Besten Schauspieler ging an Joaquin Phoenix für “You were never really here” von Lynne Ramsay.

Hier Alle Gewinner aus Cannes im Überblick:

Langspielfilme:

  • Palme D’or (Goldene Palme): “The Square” von Ruben Östlund
  • 70th Anniversary Award: Nicole Kidman
  • Grand Prix: “120 Battements Par Minute (BPM — Beats per Minute)” von Robin Campillo
  • Best Director: Sofia Coppola für “The Beguiled”
  • Best Performance by an Actor: Joaquin Phoenix in “You were never really here” von Lynne Ramsay
  • Best Performance by an Actress: Diane Kruger in “Aus dem Nichts (In The Fade)” von Fatih Akin
  • Jury Prize: “Nelyubov (Loveless)” von Andrey Zvyagintsev
  • Best Screenplay EX-AEQUO: Yorgos Lanthimos und Efthimis Filippou für “The Killing of a Sacred Deer” und Lynne Ramsay für “You were never really here”

Kurzfilme:

  • Palme D’Or: “Xiao Cheng Er Yue (A Gentle Night)” von Qiu Yang
  • Mention Distribution by the Jury: “Katto (The Ceiling)” von Teppo Airaksinen
  • Camera D’Or: “Jeune Femme (Montoarnasse Bienvenue)” von Léonor Serraille

Fimfestspiele Cannes im Live-Stream

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Die Filmfestspiele in Cannes sind in vollem Gange. Bis zum 28. Mai ist die Französische Hafenstadt der wichtigste Ort für die ganze Filmwelt. Allerdings können nur wenige Auserwählte vor Ort sein.

Für Interessierte gibt es allerdings die Möglichkeit, auf dem Youtube Kanal Festival de Cannes (Officiel) Pressekonferenzen und andere Highlights des Festivals von überall aus live zu verfolgen. Der Stream wird in Englisch und Französisch angeboten.

An jedem Tag wird die Agenda erneuert. So können die User sehen, welche Übertragungen am Tag geplant sind.

Immer in Bewegung

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Vor zwei Jahren ging es für die ifs Köln von der Werderstraße in die Schanzenstraße. Studenten und Lehrende heben sich mittlerweile eingelebt. Zeit für uns, den Studienschwerpunkt „Kamera – Director of Photography“ zu porträtieren. In der aktuellen Ausgabe wurde aufgrund eines technischen Fehlers eine falsche Version des Texts abgedruckt. Wir bitten um Entschuldigung! Hier ist die aktuelle Version des Artikels.

Tippi Hedren schaut zu: Stephanie Hardt und Anne Schultze-Lindemann°

„Kindern und Gebrechlichen Benutzung verboten.“ Das ist eine Warnung, die einem heutzutage in unserem von „Health-and-Safety“-Bedenken geprägten Alltag nicht mehr ohne weiteres begegnet. In der Schanzenstraße 28 in Köln-Mülheim zieht dieser Text alle 30 Sekunden sehr gemächlich an einem vorüber. Die Hauptattraktion des Gebäudes ist ein Paternoster und die Warnung schmückt die Rückwand der Kabinen. Diese Insignie des Industriezeitalters wird pünktlich um 10 Uhr eingeschaltet und eifrig von den Filmstudenten der internationalen Filmschule Köln (ifs) benutzt, denn das spart persönliche Lebensenergie – modern sein ist anstrengend und studieren erst recht. Die Räumlichkeiten der ifs liegen in den unteren beiden Stockwerken des ehemaligen „Felten & Guilleaume“-Verwaltungsgebäudes. Zum gerade neu eingerichteten Kino geht es aus dem Hintereingang hinaus und quer über den Innenhof.
Die Filmschule wurde 2000 auf Initiative der Landesregierung NRW sowie der Film- und Medienstiftung NRW als gemeinnützige GmbH gegründet. Alleiniger Gesellschafter ist die Film- und Medienstiftung. Der Bachelor-Studiengang Film an der ifs umfasst derzeit neben Kamera die Studienschwerpunkte Drehbuch, Regie, Kreativ Produzieren, Editing Bild & Ton, VFX & Animation sowie Szenenbild. Den Studienschwerpunkt Kamera gibt es hier seit 2010. Nachdem an der Fachhochschule Dortmund 2007 zum letzten Mal Kamerastudenten aufgenommen wurden, wurde die Kameraausbildung an die ifs und die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) verlagert. Die beiden Kölner Schulen pflegen eine enge Kooperation und betreiben einen gemeinsamen Technik-Pool mit unter anderem zwei ARRI Alexas. Darüber wird einmal im Jahr für die Studierenden eine gemeinsame Masterclass Bildgestaltung angeboten.
Nur alle zwei Jahre werden an der ifs Studenten im Schwerpunkt Kamera, der sich offiziell „Director of Photography im BA Film“ nennt, aufgenommen. Insgesamt drei Professoren betreuen die maximal zehn Studierenden pro Jahrgang. Darüber hinaus kommen Tutoren, die allesamt als renommierte Kameraleute aktuell in der Branche tätig sind, für einzelne Seminare oder Projektbetreuungen an die Schule. Erst Anfang 2018 kann man sich wieder bewerben. Studienstart wäre dann das Sommersemester 2019.
Wir sprachen mit Stephanie Hardt, Professorin für „Director of Photography Dokumentarfilm“ an der ifs internationale filmschule Köln und Anne Schultze-Lindemann, Absolventin 2016.

Wie sind Sie beide dazu gekommen, hier an der ifs das Fach „Kamera“ zu lehren beziehungsweise es zu studieren?
Stephanie Hardt: Ich habe in England an der University of Westminster und an der Northern Film School Kamera studiert. In England habe ich auch meine Karriere gestartet und bin dann schließlich nach Deutschland zurückgekommen, um an der ifs Kamera zu lehren. Ich hatte schon vorher immer wieder unterrichtet, und als Kamerafrau Spielfilme, Werbung, Serien und auch Dokumentarfilme gemacht. Es ist also nicht so, dass ich nur im Dokumentarfilm tätig war und bin. Aber mein Stil ist dokumentarisch. Bei allem, was ich drehe, findet sich immer der dokumentarische Stil. Das ist meine Handschrift und der Grund, warum mich Regisseure eben auch für narrative, fiktionale Projekte buchen.
Anne Schultze-Lindemann: Ich habe letztes Jahr im April meinen Abschluss gemacht und bin im Moment sozusagen die aktuellste Absolventin im Fachbereich „Kamera“ an der ifs. Ich habe schon vor meinem Studium in der Filmbranche gearbeitet, war lange Jahre als Zweite Kamera-Assistentin unterwegs, und habe gerade, bevor ich hier an der Schule angefangen habe, auch den Schritt zur Ersten Assistentin gemacht. Ich wollte aber immer schon Kamera studieren. Ich habe mich dann einfach getraut, die Bewerbungsrunden anzugehen und habe halt den Platz hier bekommen, und jetzt nach dem Studium bin ich auch wieder im Job.
Was war der Grund dafür, hier an der ifs zu studieren?
Anne Schultze-Lindemann: Ich habe mich natürlich auch an anderen Schulen in Deutschland beworben. Für mich war aber ausschlaggebend, dass ich schon in Köln gearbeitet hatte, hier mein Netzwerk war und ich auch schon viele Jahre hier gelebt habe. Ich brauchte das, um noch einmal zurück ins Studium zu finden und nebenbei den einen oder anderen Job machen zu können, um Geld für das Studium zu verdienen. Man hat zwar am Anfang gesagt, vergiss es, Arbeiten neben dem Studium wird nicht möglich sein, denn es ist ein Vollzeit-Studium! Das stimmt auch. Aber dadurch, dass Köln nun einmal ein wichtiger Fernseh- und Spielfilm-Standort in Deutschland ist und mit Düsseldorf ein Standort für Werbung ganz in der Nähe ist, habe ich schon die Möglichkeit gehabt, hier und da mal kleine Sachen zu machen und mir damit das Geld für das Studium zu verdienen. Das war für mich sehr ausschlaggebend.
Als ich an der ifs angefangen habe, war der Kamerastudiengang ganz neu, es gab erst einen Jahrgang vor mir. Auch die begrenzte Studienzeit hat mir gefallen, diese dreieinhalb Jahre. Das war überschaubar, und es kann nicht ausufern in zehn oder zwölf Semester. Das war für mich sehr reizvoll. Wenn man auf der anderen Seite diese zehn oder zwölf Semester studiert, hat man natürlich auch mehr Zeit, andere Projekte zu machen. Wenn es aber so schulisch und komprimiert wie hier abläuft, ist es eben ein Vollzeitstudium, und man muss Abstriche machen. Beim Abwägen, was für die eine und was für die anderen Schule spricht, war die ifs für mich das Optimum.
Stephanie Hardt: Das Besondere an der ifs ist ja auch, dass wir sehr wenige Studenten aufnehmen, zwischen acht und zehn pro Jahrgang, und das nur alle zwei Jahre. Dadurch haben wir eine sehr intensive Betreuung zwischen Professoren, Tutoren und Studenten, und es ergibt sich eine sehr familiäre Atmosphäre, durch die man auch auf jeden individuellen Studenten sehr konkret eingehen kann. Denn jeder Jahrgang ist anders zusammengestellt. Manche Jahrgänge haben unheimlich viel Vorwissen, bei manchen grätscht das hingegen so ein bisschen auseinander, wo zum Beispiel einige schon als Assistenten arbeiten und dann aber die anderen auf den neuesten Stand bringen können.

Am Paternoster: Prof. Stephanie Hardt (Mitte) und Anne Schultze-Lindemann (links) mit ifs-Studentinnen°

Anne Schultze-Lindemann: Bei uns war das eher breit gefächert.
Stephanie Hardt: Dieses Jahr ist es sehr homogen, auch altershomogen. Die Jüngste ist 20, der Älteste 27. Aber dadurch, dass wir so klein sind, sind wir eben sehr flexibel, Und zur Professorenschaft sind es sehr kurze Wege. Jetzt kommen immer wieder neue Fachbereiche dazu, was sehr spannend ist. Neben Kamera, Regie, Drehbuch, Produktion, Editing Bild & Ton und  VFX & Animation haben wir mit diesem Jahrgang erstmals auch einen Szenenbild-Schwerpunkt, ein Studio, ein Kino. So können die Studierenden sich im kontrollierten Studio-Setting noch ganz anders mit der Kamera austoben. Das ist ein Mehrwert, der sich seit dem Umzug in dieses Gebäude ergeben hat. Und dadurch, dass man dreieinhalb Jahre intensiv mit maximal bis zehn Studierenden verbringt, formen die auch mit ihrem Vorwissen und Neigungen den Lehrplan. Gewisse Inhalte sind zwar vorgegeben, aber man kann dann immer noch individuell darauf eingehen, und das empfinde ich als etwas Besonderes. Es ist auch ein Austausch. Ich lerne durch die Lehre!
Anne Schultze-Lindemann: Der Vorteil an der ifs ist wirklich, dass alles hier sehr übersichtlich ist. Man hat einen sehr nahen und direkten Kontakt zu den Lehrenden, sowohl zu den Professoren, die uns die ganze Zeit betreuen, als auch zu den Tutoren, die für kürzere Zeit hierher kommen. Man geht ganz einfach nicht in einer Masse von vielen Studenten unter, sondern man hat hier beinahe eine Eins-zu-eins-Betreuung über die dreieinhalb Jahre des Studiums hinweg. Man lernt sich sehr gut kennen und man hört oft den Satz, dass die Lehrenden auch viel von uns mitnehmen wollen, von unseren Eigenarten, unseren Sichtweisen und Blickwinkeln, wie wir die Welt sehen, wahrnehmen und interpretieren. Es war eine sehr abwechslungsreiche Zeit, die schnell vorbeiging.
Stephanie Hardt: Im besten Fall entstehen durch die Tutoren schon während des Studiums wichtige Kontakte mit der Branche. Dieses Tutorenmodell hat sich bewährt. Ich habe jetzt schon einige Absolventen gehabt, die mit ihren betreuenden Tutoren, die als freie Kameraleute arbeiten, nach dem Abschlussfilm ihre Zusammenarbeit weiter ausgebaut haben und dann im Anschluss auch dadurch Jobs gefunden haben. Ich wünsche mir sehr, dass das in Zukunft auch so weiterläuft.
Anne Schultze-Lindemann: Was ich als besonders empfinde: Obwohl die Schule so klein ist, ist sie wahnsinnig gut ausgestattet. Es gibt, wie du schon sagtest, ein Studio, Kino, eine Grading Suite. Ich habe auf dem Weg hierher noch einmal den Artikel im „Kameramann“ über die Hamburg Media School gelesen, die ja eine ganz andere Philosophie hat. Die HMS greift bewusst auf das professionelle Umfeld in Hamburg zurück. An der ifs hat man vieles schulintern, und das fand ich während meines Studiums richtig gut. Dadurch, dass wir die Grading-Suite hier an der Schule haben, mussten wir unser Material selbst graden, und wir haben dadurch eben auch gelernt, was es tatsächlich heißt zu graden: was man machen kann, was man erwarten kann und wo die Grenzen sind.

Kamerafrau Anne Schultze-Lindemann am Set von “Die Pantherin”°

Viele Kamera-Studiengänge in Deutschland sind männlich dominiert, was die Studierenden angeht. Wie sieht das an der ifs aus?
Stephanie Hardt: Die Kamera-Arbeit ist ein nach wie vor männlich dominiertes Feld. Das hat sich jedoch in der Zeit, die ich im Beruf bin, bereits gebessert. Das sieht man auch daran, dass wir in jedem Jahrgang mittlerweile zwei bis drei Studentinnen aufnehmen. Das finde ich schon bezeichnend.
Das ist ungefähr die Hälfte der Studierenden?
Stephanie Hardt: Das ist ungefähr ein Drittel. Im neuen Jahrgang haben wir drei. Auf jeden Fall wächst es. Wir haben zunehmend mehr Bewerberinnen, und in der Folge auch mehr Kamera-Studentinnen. Es ist allerdings nicht die einzige Lösung, dass man gut ausgebildete Kamera-Studentinnen in die Industrie entlässt, sondern es geht dann in der Folge auch um die Sichtbarkeit dieser Talente. Deswegen habe ich mich mit anderen Kamerafrauen, (unter anderem Birgit Gudrunsdottir und Daniela Knapp), ein Netzwerk ins Leben gerufen, „cinematographersxx.de“, eine Website, die den talentierten Kamerafrauen in der Filmbranche zu mehr Sichtbarkeit verhilft.
Anne Schultze-Lindemann: Ich weiß von vielen Kamerafrauen, weil einige auch meine Vorbilder sind und verfolge  gerne ihre Karrieren. Und dadurch bin ich natürlich auch im Bilde, dass es nicht nur eine einzige Kamerafrau unter den ganzen Kameramännern gibt. Aber die allgemeine Wahrnehmung ist doch noch mal eine andere. Vor allem als ich damals als Kameraassistenz begonnen habe, fanden es viele ungewöhnlich, wenn man als Frau in dem Bereich gearbeitet hat. Ich habe das bei meinem Werdegang aber nie als Hindernis empfunden, obwohl man mir das oft so gespiegelt hat … da musst du ja noch in die Muckibude gehen, da kannst du das mit der Familie knicken … Aber für mich war es selbstverständlich, dass ich das auch kann. Für mich gab es da keinen Unterschied. Ich glaube auch, es ist die beste Herangehensweise, sich nicht einschüchtern zu lassen und es als einfach selbstverständlich anzusehen, dass man diesen Beruf ausüben kann wie jeden anderen auch, und ich fühle mich dadurch in dieser Auffassung bestätigt, dass immer mehr Frauen in diesen Positionen sichtbar werden.

Geschäftsführung bei AV Stumpfl erweitert

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AV Stumpfl erweitert die Geschäftsführung. Fabian Stumpfl folgt seinem Bruder Tobias Stumpfl in die Geschäftsführung des bekannten österreichischen AV-Technologieherstellers. Bisher hatte Fabian Stumpfl die Bereiche HR und Strategische Planung im Unternehmen verantwortet. Ende 2016 hatte AV Stumpfl Gründer Reinhold Stumpfl die Geschäftsführung an seinen Sohn Tobias abgegeben.

Die Brüder Fabian (links) und Tobias (rechts) Stumpfl, übernehmen ab sofort gemeinsam die Geschäftsleitung.

Die Brüder Fabian (links) und Tobias (rechts) Stumpfl, übernehmen ab sofort gemeinsam die Geschäftsleitung. °

„Wir sind nicht nur beruflich, sondern auch in unserer Freizeit ein eingespieltes Team. Bei unserer gemeinsamen Leidenschaft, dem Segelfliegen,  sind wir oft 12 Stunden am Stück und länger zusammen unterwegs. Egal ob in der Luft oder in unserer Geschäftszentrale, um unsere Ziele zu erreichen, müssen wir ständig Entscheidungen treffen und die eigene Strategie an die sich ändernden Bedingungen laufend anpassen. Das klappt nur, wenn man sich vollkommen aufeinander verlassen kann.“, beschreibt Tobias Stumpfl das Verhältnis zu seinem Bruder.

„Gemeinsam mit unserem Team werden wir alles dafür tun, um mit unseren Produkten weiterhin die Grenzen des technisch Machbaren zu erweitern. Der Ausbau unseres internationalen Partnernetzwerks ist ein weiteres, sehr wichtiges Feld für uns.“, erläutert Fabian Stumpfl die strategische Ausrichtung des Unternehmens.

Der oberösterreichische Familienbetrieb ist mit einer Exportquote von mehr als 90% ein international agierendes Unternehmen im Bereich der AV-Technologie für die Unterhaltungsindustrie.

Produzentenallianz nimmt Bund und Länder in die Pflicht

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Nicht nur die Parteien haben nach den Landtagswahlen in NRW mit dem Bundestagswahlkampf begonnen. Auch Verbände und Vereinigungen wie die Produzentenallianz machen sich Gedanken, wie es mit einer möglicherweise neu zusammengesetzten Regierung weiter gehen wird. Daher hat sie nun einen Zwölf-Punkte-Plan den Parteien zukommen lassen. 

In dem Plan, fordert die Produzentenallianz, Maßnahmen einzuleiten und so ein klares Bekenntnis zur Förderung der Film- und Fernsehwirtschaft abzugeben. Dabei wendet sich der Verein sowohl an die neue Bundes- als auch an die einzelnen Landesregierungen. Die geforderten Maßnahmen sollen “die Voraussetzungen für eine moderne Bewegtbildindustrie zu schaffen, die in der Lage ist, die großen Potentiale der digitalen Welt voll zu nutzen und im In- und Ausland die Werte zu vermitteln, die wesentliche Voraussetzungen für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung sind”. Weiter ist es der Produzentenallianz wichtig, die deutschen Produzenten als kreativen Motor der Filmwirtschaft zu stärken und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produktionen auf hart umkämpften internationalen Märkten zu erhalten.

Vorsitzender des Gesamtvorstandes der Produzentenallianz Alexander Thies: “Die Veränderungen, die eine zunehmend digitale Welt mit sich bringt, stellen auch die audiovisuellen Medien vor ganz neue Herausforderungen. Diesen müssen wir uns im Sinne einer effizienten Weiterentwicklung bestehender Marktmodelle stellen. Unser Ziel muss es sein, die ohnehin schwierigen Rahmenbedingungen für deutsche Produzenten, um Filme finanzieren, herstellen und damit zur kulturellen Vielfalt in Deutschland und der Welt beitragen zu können, signifikant zu verbessern. Im Bundestagswahljahr 2017 fordern wir die Politik dazu auf, über eine aktive Weichenstellung dafür zu sorgen, dass der Filmindustrie als wichtigem deutschen Wirtschaftszweig die ihr zustehende Bedeutung wieder zukommt.”

Den gesamten Zwölf-Punkte-Plan der Produzentenallianz im einzelnen, finden Sie hier.

Andreas Brückl gewinnt zwei Apollo Awards in Singapur

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Der deutsche Colorist Andreas Brückl hat gleich beide Apollo Awards im Bereich Color Grading gewonnen. Die Apollo Awards werden jedes Jahr im Rahmen der Broadcast Asia in Singapur verliehen. 

Gewinner von zwei Apollo Awards Andreas Brückl

Gewinner von zwei Apollo Awards Andreas Brückl

Brückl wurde mit je einer Auszeichnung in den Kategorien Best Color Grading Long form und Best Color Grading Short Form ausgezeichnet. Diese beiden Preise sind gleichzeitig die einzigen Awards für Coloristen in ganz Asien und untermauern so ihre Bedeutung. Der Colorist gradete in den letzten Jahren über 200 Werbeproduktionen für internationale Kunden, zudem Dokumentationen und Langfilme. Andreas Brückl ist deshalb in Asien nominiert, weil er seit 2014 exklusiv als Colorist für Imagica SEA / Pinewoodstudios Malaysia tätig ist. Zudem hat er ein eigenes Unternehmen für Grading-Trainings, die Colormeup Academy.

Sehen Sie hier Brückls Gewinnerclip in der Kategorie Best Color Grading Short Form:


ProQuote Regie unterstützt Berliner Erklärung

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Die Deutsche Filmbranche ist finanziell auf die Unterstützung und Förderung von Bund und Ländern angewiesen. Die Bundestagswahlen im September sind für einige Verbände und Vereine wie etwa auch der Produzentenallianz (wir berichteten) ein Anlass, um ihren Forderungen und Interessen Ausdruck zu verleihen. Insgesamt 16 Verbände, die sich für die Rechte und die Gleichstellung von Frauen und Männern einsetzen, haben nun gemeinsam den Spitzenkandidaten der Parteien die sogenannte Berliner Erklärung übergeben. Auch ProQuote Regie e.V. ist dabei.

Die Initiative ProQuote Regie ist ein Zusammenschluss von deutschen Regisseurinnen, der sich für die Gleichstellung von Frauen in der Filmbranche einsetzt und auch die Berliner Erklärung unterstützt. Im Kern fordert die Vereinigung der Verbände und Vereine eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und ebenso, die Bemühungen in der Gleichstellungspolitik verbindlich umzusetzen und die Entwicklung regelmäßig zu überprüfen. Für diesen Zweck sollen möglichst schnell neue “Meilensteine” definiert und klare Vorgaben gemacht werden. Einer der zentralen Punkte hierbei ist auch die Entgeltgleichheit und eine verbindliche Quote für Frauen in Führungspositionen.

Diese Forderungen möchte ProQuote Regie auch in der Filmbranche durchsetzten. In vielen Berufsfeldern der Branche sind Frauen unterrepräsentiert oder sogar eine echte Seltenheit. Verbindliche Zahlen hierfür lieferte die Filmförderungsanstalt (FFA) Mitte Februar diesen Jahres (wir berichteten). Das ehrgeizige Ziel der Initiative: Bis 2025 eine ausgeglichene Verteilung der Fördermittel an Männer und Frauen in der Branche. Dann wäre auch keine verbindliche Quote mehr vonnöten, da dies in der Branche ganz normal sei.

Die Berliner Erklärung soll ein weiterer Schritt in Richtung der Gleichberechtigung der Geschlechter in allen Lebenssituationen sein. Dem Bündnis der Berliner Erklärung gehören zur Zeit 16 Verbände und Vereine an, die insgesamt über 12,5 Millionen Mitglieder vertreten.

Die 16 Unterstützer der Berliner Erklärung:

Wetter und die Zugspitze “24h Bayern” 2/2

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Hier also der zweite Teil unseres Berichts über die Dreharbeiten zur Dokumentation “24 Stunden Bayern” aus der Ausgabe 09/2016. In dem heutigen Teil beginnen die Dreharbeiten und damit auch die Herausforderungen, denen sich die Teams stellen müssen. Heute am 05. Juni 2017 läuft den ganzen Tag auf dem Bayerischen Rundfunk diese Dokumentation. 

Vorsicht, Auto von oben: Dreh bei Audi in Ingolstadt.

Vorsicht, Auto von oben: Dreh bei Audi in Ingolstadt.°

Erste Motive und Annäherungen

Dann brach der Vordrehtag an, 2. Juni 2016. Namche Okon bildete zusammen mit seinem Aufnahmeleiter Johannes Kotzke Team 104. Beide waren zuständig für Impressionen aus München, Tagdreh. Die Shotlist beinhaltete bereits am Vordrehtag den Sonnenaufgang, dann den allmorgendlichen Stau auf dem Mittleren Ring. Ein Zeitraffer in der Art von „Koyaanisqatsi“ war nicht gewünscht, alles sollte so realistisch und authentisch wie möglich abgebildet werden, auch im zeitlichen Rahmen.

Auch der Königsplatz war verstellt, hier wurde ein Konzert aufgebaut. Als der Hofgarten und die Staatskanzlei drankamen, regnete es. Namche Okon und sein Aufnahmeleiter waren daher froh, als sie in der alten Pinakothek drehen durften. Die Herausforderung: Die Interaktion zwischen einigen der alten Meister und den Besuchern, die von den Blicken der gemalten Personen verfolgt werden, einzufangen. Die Schwierigkeit: Johannes Kotzke musste fortwährend Unmengen von wildfremden Menschen nachlaufen und ihnen erklären, warum sie jetzt und hier für einen Film eine Rechteabtretung unterschreiben sollen.

Zu gleicher Zeit befand sich Nikolai Ritzkowsky mit seinem Aufnahmeleiter Carlo Sprinz, Team 102, am Walchenseekraftwerk. Ebenfalls für Impressionen. Tags zuvor waren die beiden mit einer der letzten Bahnen auf die nahgelegene, 2.962 Meter hohe Zugspitze gefahren und hatten dort übernachtet. Ihr Ziel war es, am Vordrehtag den Sonnenaufgang über dem höchsten Punkt Deutschlands einzufangen. Leider hatte das Wetter nicht mitgespielt und so wurde das Team kurzerhand wieder ins Tal geschickt.

Diese Nacht sollten sie in Garmisch verbringen und dann zum eigentlichen Drehtag wieder auf den Berg hinauf. Eine völlig andere Herangehensweise an den Drehtag hatte die Berliner Kamerafrau und Regisseurin Susanna Salonen: Ihrem Team 51 war es zugefallen, zusammen mit dem Tonmann Oliver Göbel und der Aufnahmeleiterin Pia Mohaupt den Tag einer afghanischen Familie in Oettingen abzubilden. Sie nutzten den Vordrehtag zum Abbau von Scheu und Skepsis, die auch die vier Kinder, zwei Jungen und zwei Mädchen im Alter von wenigen Monaten bis acht Jahren, bremsten. Die Kamerafrau: „Das schönste Bild der Welt nützt nichts, wenn man spürt, dass der Mensch im Bild gestresst ist. Den Stress spürt jeder Zuschauer sofort, denn wir alle lesen täglich Gefühle und Stimmungslagen aus Gesichtern ab. Und ein schönes Bild mit einem gestressten Menschen sendet immer eine gemischte Botschaft.“ Das Team besuchte die Familie zuhause, man sprach ein wenig über den Dreh und das Leben, und trank gemeinsam Tee. Das Equipment wurde ausgepackt und vorgeführt, die Kinder wie auch die Eltern durften durch die Kamera gucken und den Kopfhörer aufsetzen, um durchs Mikrofon zu hören. Dann wurde gemeinsam gegessen, afghanisch, und noch am Abend war das Eis gebrochen. „Im gemeinsamen Essen steckt immer ein archaisches Moment von Freundschaft“, resümiert Susanna Salonen schmunzelnd die Drehvorbereitung.

Thomas Kufus, eigentlich Geschäftsführer bei Zero One und Produzent, assistiert spontan in Simbach im Schlamm.

Thomas Kufus, eigentlich Geschäftsführer bei Zero One und Produzent, assistiert spontan in Simbach im Schlamm.°

Die Zugspitze: Eine Baustelle

Und dann kam der Tag, den es auf Film zu bannen galt, der 3. Juni. Regisseur Volker Heise saß in der Kameraschleuse und hoffte, dass alles klappt, dass es keine Unfälle gibt und dass schöne Bilder entstehen, die dieser Tag bringen wird. Die Telefone liegen jedenfalls bereit. Nikolai Ritzkowsky erlebte gleich zu Beginn des Tages eine herbe Enttäuschung, als er von Garmisch aus in die Berge blickte: Das Morgenlicht glänzte seit 5:24 Uhr warm auf den Gipfeln und Felswänden des Wettersteinmassivs, doch die erste Bahn fuhr erst um acht. Heute wäre das Wetter ideal gewesen, um den Sonnenaufgang zu filmen. Keine Chance. Doch es gab ein zweites Team am Berg, und dieses hatte oben übernachtet. Mit etwas Glück wurde der Sonnenaufgang also erwischt. Also nahm Team 102 selbst die Seilbahn, um die Aspekte Bayerns auf höchster Höhe einzufangen.

Den Sonnenaufgang filmte auch Team 104, vom Olympiaturm aus. Auch hier ist die Organisation zu loben: schon um halb vier Uhr morgens wurde für Namche Okon und Johannes Kotzke der Münchner Aussichtsturm geöffnet. Susanna Salonens Team 51 hat auch gleich in der Früh eine kleine Hürde zu überwinden: Der Tonmann darf der afghanischen Protagonistin, einer gläubigen Muslimin, nicht das Mikrofon anstecken, und der Ehemann war schon zur Arbeit gegangen. Von (Kamera-)Frau zu Frau geht das jedoch problemlos, daher kann der Dreh mit minimaler Verzögerung beginnen. Auch die Kinder haben sich an die Kamera gewöhnt, das ist das Wichtigste. Auf der Zugspitze kämpft derweil Nikolai Ritzkowsky damit, dass er unter all den Touristen, der Großteil davon aus Asien, kaum in der Lage ist, Impressionen zu finden, die auf Bayern hindeuten. Lediglich ein einsamer Skitourengeher wird von der Zahnradbahn ausgespuckt, doch der macht sich sogleich in Richtung Schneefernerkopf auf.

Bloß nicht anfangen zu zählen, sonst ist der Tag gelaufen: Schafe in Franken.

Bloß nicht anfangen zu zählen, sonst ist der Tag gelaufen: Schafe in Franken.°

Also zurück vom Zugspitzplatt auf die Bergstation. Die Zugspitze ist laut Nikolai Ritzkowsky „der hässlichste Berg Bayerns, komplett kaputt gebaut, es schaut furchtbar aus dort oben. Auf dem Gipfel gibt’s nur Beton, und eine Riesenbaustelle.“ Derzeit überragen zwei Kräne das Gipfelkreuz. Volker Heise weiß das, er will auch diese Bilder. Kein Schmankerlbayern also, sagt Nikolai Ritzkowsky. Der Himmel reißt etwas auf, endlich Gelegenheit für ein paar sonnige Bilder. Vor dem Münchner Haus, die seinerzeit mit der modernen Bergstation umbaute alte Gipfelhütte der Zugspitze, sitzen ein paar Touristen in der Sonne. Dann schlägt das Wetter um, es graupelt. Binnen  fünf Minuten wandelt sich die Biergarten-Idylle in eine garstige Bergsommerstimmung. Die Gäste flüchten oder wollen den Wetterumschwung nicht wahrhaben, der Hüttenwirt baut die Biertische ab, die Leute von der Baustelle beginnen mit dem Schneeräumen. Und Nikolai Ritzkowsky filmt, filmt, filmt – als gäbe es kein Morgen.

Carlo Sprinz hält das zweite Objektiv bereit. Er arbeitet schon länger mit diesem Kameramann zusammen, und am Berg müssen solche Dinge besonders schnell gehen. Und: Bei diesem Projekt gibt es tatsächlich kein Morgen.

Echte Momente

Während Namche Okon mit seinem Team 104 nach zwei langen Tagen von der Nachtschicht abgelöst wird, die letzte Einstellung war der allabendliche Stau, und als einer der ersten zur Materialschleuse zurückkehrt, wo die Data Wrangler nun über dem Ingest schwitzen, erlebt Susanna Salonen in Oettingen mit, wie die afghanische Familie in den Nachrichten von einem gekenterten Flüchtlingsboot mit Todesopfern erfährt. Als der Ehemann „kentern“ nachgeschlagen hat, erfasst betretenes Schweigen die Familie.

Bei der eigenen Flucht vor einigen Jahren musste nachts ein Fluss in der Türkei überquert werden, auf einem alten Schlauchboot. Die Ehefrau mit einem Neugeborenen im Arm und einem kleinen Kind von drei Jahren bei sich, und das, ohne je Schwimmen gelernt zu haben. Damals haben sie es geschafft. Diese Erfahrung hat sie tief geprägt und daher Schweigen.

Prominente Unterstützung: Marcus H. Rosenmüller (rechts) und Franz Xaver Bogner (links).

Prominente Unterstützung: Marcus H. Rosenmüller (rechts) und Franz Xaver Bogner (links).°

Auf der Zugspitze war schon im Vorfeld klar, dass das Team noch eine weitere Nacht bleiben müssen würde. Die letzte Bahn ins Tal fährt um 16:45 Uhr, doch der Sonnenuntergang ist erst um 21:07 Uhr. Als die Touristen weg sind, kehrt leider keine Ruhe ein, denn auf der Baustelle wird noch bis 19 Uhr gearbeitet. Die Arbeiter schlafen in der österreichischen Bergstation direkt nebenan. Aber Team 102 wird am späteren Abend im Münchner Haus dann doch noch fündig in Sachen Bayern: Der Seniorwirt, ein Urbayer, und ein paar seiner Partenkirchner Freunde sitzen beisammen und musizieren, Gitarre, Zither und Gesang. Es darf schließlich doch gefilmt werden, „wenn es schon ein Dokument der Zeitgeschichte ist“, und ein, zwei „Schnapserl“ gibt es auch noch, bevor alle schließlich zur Hüttenruhe auf die harten Matratzenlager fallen.

Schwerstarbeit beim Ingest: Hier wird die letzte Hürde genommen, bevor das Material sicher und mehrfach auf den Servern lagert.

Schwerstarbeit beim Ingest: Hier wird die letzte Hürde genommen, bevor das Material sicher und mehrfach auf den Servern lagert.°

33 Tage Material

Bei Volker Heise, Zero One und Concept AV geht die Arbeit nun erst richtig los. In einem Jahr ist Ausstrahlung, am 3. Juni 2017. Die Handlungen im fertigen Film sollen weitgehend zur selben Uhrzeit drankommen, zu denen sie auch gedreht wurden. Ein komplexer Schnitt erwartet das Team. Auch gänzlich unerwartete Hürden spielen dabei eine ganz elementare Rolle, wie Stefan Engelkamp von Concept AV in Berlin berichtet, wo das Mammutprojekt derzeit geschnitten wird: Es musste zum Beispiel in älteren Formaten mit geringer Datenrate gedreht werden, damit kleinere Datenmengen anfallen, weil einfach nicht genug Speicherkarten aufzutreiben waren, um alle Teams gleichzeitig ausstatten zu können. Dennoch lagert nun eine fast dreistellige Anzahl von frisch gedrehten Terabytes auf den Servern in Berlin und wartet auf die erste Sichtung.

Die Materialmenge ist enorm. Die um die 800 Stunden Material ergeben ein stolzes Drehverhältnis von 1:33, also 33 Tage. Daher schneiden drei Editoren die einzelnen Geschichten zunächst grob vor. Erst dann wird verfeinert, nach und nach, bis zur Fertigstellung. Volker Heise hat schon ins Material geguckt und ist hochzufrieden. Warum er denn nun doch nicht aufgehört hat nach „24h Berlin“? „Bisher war es jedes Mal so, dass dasProjekt eine Erweiterung erfahren hat. Berlin war eine Stadt, Jerusalem eine komplett andere inhaltliche Herausforderung, weil es eine umkämpfte Stadt ist, und Bayern ist ein ganzes Bundesland. Für mich ist wichtig: Wie kann ich das Format erweitern? Ist da etwas drin, was spannend sein kann für uns?“ Man darf also gespannt sein, was Heise als nächstes ins Auge fassen wird. Vielleicht Irland? Das ist immerhin eine ganze Insel, mystisch und musikalisch, und umspült vom weiten, blauen Meer.

Naturvision Filmfestival 2017

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Am 13. Juli ist es wieder so weit. Naturvision – Deutschlands ältestes und größtes Filmfestival zu den Themen Natur, Tier, Umwelt und Nachhaltigkeit öffnet seine Tore. Seit 2002 werden an den drei Festivaltagen Naturfilme gezeigt und ausgezeichnet.

Seit März werden die eingereichten Projekte von den Jurys begutachtet. Insgesamt in 13 Kategorien werden Projekte Ausgezeichnet. Die Kategorien Deutscher Umwelt- und Nachhaltigkeitsfilmpreis, Deutscher Wildlife Filmpreis, Deutscher Filmpreis Biodiversität und NaturVision Sonderpreis „Die Stadt und das Meer” sind mit dem Höchstwert von 10.000 Euro dotiert. Außerdem werden noch die Preise Kamerapreis, Beste Story, Filmmusikpreis, Kinderfilmpreis, Newcomerfilmpreis, Preis der Jugendjury, Publikumspreis, Filmpreis Bayern und der Ehrenpreis vergeben.

Neben dem Central Theater Ludwigsburg wird eine Open Air Area am Arsenalplatz in Ludwigsburg eingerichtet. Hier werden ebenfalls Filme gezeigt, Vorträge werden gehalten, es wird die Möglichkeit geben sich über Umweltfragen zu informieren und ein Kinderprogramm wird vorbereitet.

Nachwuchsarbeit ist dem Festival ohnehin ein Anliegen. Schon im Vorfeld zum Festival werden zwei Workshops angeboten, um Kinder für das Thema Naturfilmen zu begeistern. Am Samstag den 17. Juni wird es einen Workshop unter dem Thema “Plastik in den Meeren” geben und ein dreitägiger “Hands On” Mediaworkshop findet vom 30. Juni bis zum 02. Juli statt. Die Teilnahme ist kostenlos.
Das gesamte Programm wird Mitte Juni veröffentlicht. Weitere Informationen finden Sie hier.

27. Deutscher Kamerapreis: Einladung zum Roundtable-Gespräch mit den Preisträgern

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Im Rahmen der 27. Preisverleihung des Deutschen Kamerapreises lädt das Fachmagazin Film & TV Kameramann zusammen mit ZEISS und der ifs internationale filmschule köln zur Podiumsdiskussion mit den elf Preisträgern ein. Diskutieren Sie mit und melden Sie sich gleich an!

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Der Deutsche Kamerapreis liegt uns vom Film & TV Kameramann am Herzen. Kein anderer Award in diesem Land widmet sich derart konsequent und nachhaltig der Förderung der Kameraleute und Editoren. Auf der Preisverleihung am Abend des 24. Juni werden die Preisträger gekürt. Die Gala mit Fernsehaufzeichnung ist nur auf Einladung besuchbar.

Deshalb bringen der Film & TV Kameramann zusammen mit ZEISS und der ifs internationale filmschule köln die Gewinner zu Ihnen! Wir wollen noch mehr über die ausgezeichneten Filmschaffenden und ihre Projekte erfahren. Also holen wir die Kameraleute und Editoren am Sonntag, 25. Juni, zu einem Roundtable-Gespräch zusammen. Sie sind herzlich eingeladen, dabei zu sein!

Im Fokus der Diskussion stehen die prämierten Beiträge sowie die Frage, inwiefern aktuelle Trends der Bildgestaltung technologische Entwicklungen vorantreiben – oder ob es umgekehrt ist. Moderiert wird die Veranstaltung von Filmemacher und Kamerapreis-Jurymitglied Uwe Agnes sowie Timo Landsiedel, Chefredakteur des Film & TV Kameramann. Nach der moderierten Diskussion wird Zeit für Fragen aus dem Publikum sein.

Wir freuen uns, Sie liebe Film- und Medienschaffende, zu diesem Gespräch einzuladen! Kommen Sie vorbei, bringen Sie sich ein!

Ort: Filmforum im Museum Ludwig, Bischofsgartenstraße 1, 50667 Köln

Zeit: Sonntag, 25. Juni 2017, 12:30 Uhr (Einlass 12 Uhr)

Der Eintritt ist frei, doch die Platzzahl ist begrenzt. Wir bitten daher um verbindliche Anmeldung bei www.eventbrite.com!

Birte Maier: Rechtsstreit um Entgeltdiskriminierung

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Die Journalistin Birte Meier ist den treuen “Frontal 21”-Zuschauern direkt vor Augen. Vielen anderen ist sie ein Begriff, seit 2015 ihr Rechtsstreit mit dem ZDF bekannt geworden ist. Der Grund für den Rechtsstreit: Die so genannte “Entgeltdiskriminierung”. Das Internetportal “Edition F” hat sich genauer mit dem Fall befasst. Wir fassen zusammen, welchen Einfluss dieser Fall auch auf die Filmbranche haben könnte. 

Noch heute ist es so, obwohl es eigentlich durch das Grundgesetz verboten ist – Männer verdienen für die selbe Arbeit mehr Geld als Frauen. Studien belegen, dass es immer noch rund 21 Prozent mehr Lohn sind, die Männer erhalten. Nachdem die preisgekrönte Journalistin Birte Meier herausfand, dass ihre männlichen Kollegen mit teilweise weniger Berufserfahrung mehr Lohn für die gleiche Arbeit bekommen, verklagte sie 2015 ihren Arbeitgeber wegen Entgeltdiskriminierung. Nachdem das Berliner Arbeitsgericht die Klage im Februar 2017 ablehnte, will Maier nun in der nächsten Instanz, dem Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg, in Berufung gehen.

Der Fall schlägt immer größere Wellen, da das endgültige Urteil, das erst vor dem Bundesarbeitsgericht fallen könnte, als Grundsatzentscheidung gelten könnte. Deshalb hat sich nun auch die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) eingeschaltet und zeigt sich solidarisch mit der Klägerin. Die GFF kommt oft zu einem Fall hinzu, bei dem die Mitglieder das Potential für ein Grundsatzurteil erkennen. Daher könnte Birte Maier mit ihrem Einsatz für eine faire und gleichberechtigte Bezahlung allen Frauen in Deutschland helfen, den Lohn zu erhalten, der ihnen zusteht. Da in diesem Fall das ZDF eine der Parteien vor Gericht ist, wird die Entscheidung auch für filmschaffende Frauen von Bedeutung sein.

Für den juristischen Laien scheint der Fall klar: Frauen und Männer haben durch das Anti-Diskriminierungsgesetz Anspruch auf den gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Das Problem in diesem Fall liegt in der Belegbarkeit der Tatsachen. Birte Maier ist beim ZDF als fest-freie Mitarbeiterin beschäftigt. Daher kann sie sich auch nur mit Kollegen im selben Arbeitsverhältnis vergleichen. In der ersten Instanz hat sie lediglich auf die Auskunft über das Gehalt ihrer Kollegen, die im gleichen Arbeitsverhältnis zum ZDF stehen, geklagt. Die mündlichen Aussagen von Maiers Kollegen reichen vor Gericht nicht aus, und die einzigen schriftlichen Lohnabrechnungen, die sie vorlegen konnte, stammen von einem mittlerweile pensionierten Kollegen. Diese seien demnach nicht mehr aussagekräftig.

Der GFF sieht in der Verweigerung der Auskunft über die Gehälter bereits einen Fehler der Justiz und stellt die Frage, wie der Beweis für eine Entgeltdiskriminierung ohne aussagekräftige Unterlagen erbracht werden soll. Mit dem Abweisen der Klage ist das ZDF nun nicht in der Pflicht, einen Nachweis zu erbringen, dass dort keine Entgeltdiskriminierung vorliegt. Meier erfährt seit dem Urteil des Berliner Arbeitsgerichts viel Solidarität, Zuspruch und Unterstützung.

Mit dieser Ausgangsposition geht Birte Meier nun in die nächste Instanz, es könnte nicht die letzte sein. Egal, wie dieser Rechtsstreit ausgehen wird, es wird nicht nur für Birte Meier, sondern für alle berufstätigen Frauen eine wichtige Entscheidung werden. Auch die Frauen in der Filmbranche würden mit Sicherheit von einem Sieg Meiers vor Gericht profitieren könne. Denn auch die Filmbranche wird wohl nicht frei von Entgeltdiskriminierung sein.

Den ausführlichen Bericht von Edition F finden Sie hier.

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